Die Wangener Ulrichskirche gehört schon über 700 Jahre zur Pfarrei Aufkirchen, wie die Konradinischen Matrikel von 1315 berichten. Das heißt aber nicht, dass Aufkirchen über die Jahrhunderte hinweg regelmäßig einen Priester zum Gottesdienst nach Wangen schicken konnte. So holten die Wangener Bauern mit dem Pferdefuhrwerk oftmals Aushilfsgeistliche bis aus München, die dann
in Wangen Messe hielten. Der Zustand war
so unbefriedigend, dass man Mitte des 19. Jahrhunderts die Errichtung einer eigenen Expositur anstrebte – ein schwieriges und teures Unterfangen für ein kleines Dorf; in einem ersten Schritt hat es aber 1878 zumindest zur Eröffnung einer Schule in Wangen geführt. Bis zur Genehmigung einer festen Priesterstelle sollte es nochmals Jahrzehnte dauern.
Endlich, im Herbst 1920 wurde der Jungpriester Josef Hort als „Exponierter Kooperator“ der Pfarrei Aufkirchen für Wangen, Neufahrn und Percha angewiesen und trat nach einem festlichen Empfang am Sonntag, den 31. Oktober 1920 seinen Dienst an mit einem „Bittamt zum Heiligen Geist um Gnadensegen für die Expositur“. Die formelle Errichtung der Expositur sollte ihn jedoch seine gesamte Amtszeit und noch einige seiner Nachfolger beschäftigen.
Expositus Hort und die sieben Priester nach ihm haben das kirchliche Leben
der letzten 100 Jahre in Wangen geprägt. Von Seelsorge unter extremsten Bedingungen berichten Aufzeichnungen aus der Zeit des II. Weltkrieges. Neubauten und Renovierungsprojekte sowie deren Finanzierung waren zu organisieren, Strukturveränderungen wie die Gründung des Pfarrverbandes mit zu begleiten. Eine ungeahnte neue Prüfung kam schließlich mit der aktuellen Corona-Krise auf die Pfarrgemeinde zu: Die Schließung der Ulrichskirche für ein halbes Jahr – das gab es in 100 Jahren nicht.
Einhundert Jahre, auf die wir dankbar zurückschauen dürfen – zusammen mit
Dr. Wolfgang Schwab, der unsere Wangener Ulrichsgemeinde mittlerweile seit einem Vierteljahrhundert betreut. (thp)
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