Münchner Kirchenzeitung 15. Juli 2018

5. Juli 2018, Süddeutsche Zeitung Starnberg
Goldenes Priesterjubiläum
lm Geist der 68er – Mit einem Festgottesdienst, Böllerschützen und Blasmusik feiert Wangen Pfarrer Schwab
Von Ute Pröttel, Wangen
Solange er noch mit dem Auto fahren kann, will Wolfgang Schwab seinem Dorf treu bleiben: Seit 23 Jahren pendelt der Prälat von München nach Wangen und feiert dort jeden Sonntag und Feiertag mit den Gläubigen die Messe. Das hat sich auch nicht geändert, als er vor sechs Jahren in Ruhestand ging. Am kommenden Sonntag nun richten die Wangener ihrem Pfarrer ein besonderes Fest aus: Wolfgang Schwab begeht sein Goldenes Priesterjubiläum, mit Böllerschützen, Fahnenabordnungen und Blasmusik laden die Wangener zum Festgottesdienst ein.
„Eigentlich begehen wir in Wangen das Patrozinium der Kirche St. Ulrich“, wehrt der 76-Jährige bescheiden ab. Das wird jedes Jahr mit einem Grillfest gefeiert. Und doch wird der kommende Sonntag ein besonderer Tag sein: Der Gottesdienst soll nämlich nicht in der Dorfkirche stattfinden, sondern unter freiem Himmel gefeiert werden. Das gab es zuletzt im Jahr 2010 bei der 1000-Jahr-Feier Wangens.
Schwab wurde am 29. Juni 1968 gemeinsam mit 22 weiteren jungen Männern zum Priester geweiht. Sein Weihespender war Kardinal Julius Döpfner, der maßgeblich am zweiten vatikanischen Konzil und damit an der Weichenstellung der Katholischen Kirche in die moderne Zeit mitgewirkt hat. „Das war eine sehr begeisternde Zeit“, erzählt Schwab. „In der Kirche herrschte Aufbruchsituation.“ Im Studium in Freising traf er häufig auf Döpfner, der vom Fortgang des Konzils berichtet. Wichtigste Neuerung war, dass die Messe nicht mehr auf Latein, sondern in deutscher Sprache gehalten wurden und der Pfarrer sie in Richtung der Gemeinde zelebrierte. 1976 promoviert Schwab über die Sakramententheologie Martin Luthers zum Doktor der Theologie.
Seine pastorale Tätigkeit in Wangen begann Schwab, nachdem er 1994 als Personalreferent ins Erzbischöfliche Ordinariat München berufen wurde. Zuvor war er 16 Jahre lang Pfarrer in der Münchner Pfarrei „Erscheinung des Herren“ im Stadtteil Blumenau. Es sei die schönste Zeit seines Berufslebens gewesen, erinnert er sich anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums. Die Seelsorge wollte er auch nach dem Ruf ins Ordinariat nicht aufgeben – und so ergriff Schwab die Möglichkeit, als der Wangener Pfarrer Ludwig 1995 seine Stelle aufgeben musste und übernahm dessen Aufgaben in Wangen und Neufahrn, die damals noch in einer sogenannten Kuratie zusammengehörten. Eine ungewöhnliche Konstellation: Unter der Woche in der Kirchenverwaltung, am Wochenende in der Seelsorge. Doch vielleicht war diese Konstellation auch Ausdruck von individuellen Möglichkeiten in einer moderneren katholischen Kirche.
„Pfarrer Schwab und Wangen, das ist eine sehr glückliche Beziehung“, sagt auch Thomas Pentenrieder, langjähriger Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Wangen. Zum ersten Mal feiere die Pfarrgemeinde ein Goldenes Priesterjubiläum, erzählt Pentenrieder nicht ohne Stolz. Dabei wurde im Pfarrverband Aufkirchen, zu dem Wangen heute neben Percha und Höhenrain gehört, genau vor einer Woche auch das 50-jährige Priesterjubiläum von Rupert Frania gefeiert: Frania erhielt seine Weihe zusammen mit Schwab. Dass sie beide im fortgeschritten Alter in gleichen Pfarrverband wieder nahe beieinander sind, bezeichnet Schwab als „schönen Zufall“. Ganz abgerissen ist der Kontakt sowieso nie, berichtet Schwab. Seit 50 Jahren trifft sich sein Weihekurs jedes Jahr für eine Woche. In den ersten Berufsjahren stand vor allem die Fortbildung im Mittelpunkt, heute trifft man sich zum Wandern. Und natürlich traf man sich auch zum 50-jährigen Jubiläum in Freising: Immerhin 18 der ehemals 23 Kollegen feierten gemeinsam ihr Priesterjubiläum.
„Geht hinaus und macht was draus“, gab Kardinal Döpfner seinen Schützlingen einst mit auf den Weg. Würde Schwab den Weg wieder gehen? Von der Sache her ja, meint der Pfarrer. Was er sich allerdings wünschen würde, wäre etwas mehr von der Stimmung von 1968.

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2018-07-10 Starnberger Merkur